Hormone: Dem Körper geben, was er braucht

Die Hormonersatztherapie ab den Wechseljahren ist ein viel diskutiertes Thema. Führende frauenärztliche Vereinigungen wie z. B. die Internationale Menopause Gesellschaft setzen hier ein Zeichen: Sie bestätigen ausdrücklich deren positive Wirkung, vor allem im Bereich der Gesundheitsvorsorge.
Mit Beginn der Wechseljahre setzt sich fast jede Frau mit einer komplizierten Frage auseinander: Wie stehe ich zu der Möglichkeit, den Hormonmangel in meinem Körper durch die Einnahme von Hormonen auszugleichen? Die Meinungen der Betroffenen gehen weit auseinander. Manche Frauen äußern Bedenken im Hinblick auf die Wirksamkeit. Andere scheuen mögliche Risiken. Und einige sehen schlichtweg keine Notwendigkeit. Wie aber soll man sich selbst ein Bild machen? Am besten informieren Sie sich an kompetenter Stelle – und bitten Ihren Präventionsarzt um eine Empfehlung speziell für Sie.
Gut zu wissen
Die Hormonersatztherapie wird seit mehr als 40 Jahren angewendet – sowohl bei Frauen, denen die Eierstöcke und damit die körpereigene Fabrik der weiblichen Geschlechtshormone entfernt wurden, als auch in Zusammenhang mit den Wechseljahren. Verschiedene frauenärztliche Vereinigungen haben sich dabei auf folgende Anwendungsempfehlungen geeinigt:
- Die Hormonersatztherapie (HRT) ist die wirksamste medikamentöse Behandlungsform von Wechseljahrs-Beschwerden, z. B. Schlafstörungen, depressiven Verstimmungen, Leistungs- und Gedächtnisverminderung, Knochen- und Gelenksymptomen.
- Die Hormonersatztherapie kann zur Primärprävention der Knochenkrankheit Osteoporose dienen. Nachgewiesenermaßen vermag keine andere Therapie, kein anderes Präparat dem Knochenschwund so wirksam vorzubeugen.
- Bei frühzeitigem Behandlungsbeginn (vor dem 60. Lebensjahr) trägt die Hormonersatztherapie dazu bei, das Herzinfarktrisiko zu senken.
- Durch die Hormonersatztherapie kann sich das Risiko einer Darmkrebserkrankung vermindern lassen.
- Die aktuelle Datenlage belegt, dass bei früher Hormongabe der Nutzen einer HRT die Risiken meist überwiegt.
Eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung der HRT muss, wie jede andere Therapieentscheidung auch, in enger Abstimmung zwischen Arzt und Patientin erfolgen, mindestens einmal jährlich.
Diese Empfehlungen basieren auf anerkannten wissenschaftlichen Erkenntnissen und Studien.
Mehr Nutzen als Risiken
Experten wissen: Richtig angewandt, überwiegen bei der Hormonersatztherapie die Vorteile gegenüber den Risiken. Deshalb hinterfragen Ärzte im ersten Schritt
- Welche Gesundheitsrisiken und familiäre Vorbelastungen (z. B. Herz-Kreislauf-Risiko) bestehen? Gibt es erste Anzeichen für die Knochenkrankheit Osteoporose? Ist die Patientin von Wechseljahresbeschwerden betroffen?
- Sprechen mögliche Vorerkrankungen oder andere Gesundheitsprobleme gegen eine Hormonersatztherapie?
- Wie alt ist die Patientin?
Auf diesem Wege wird geklärt, ob eine Hormonersatztherapie im individuellen Fall Sinn macht. Falls ja, werden geeignete Präparate ausgewählt. Durch eine sorgfältige Entscheidung lassen sich dabei mögliche Nachteile (z. B. erhöhte Thrombosegefahr, Brustkrebsrisiko) deutlich reduzieren.
Wer rechtzeitig handelt, verschafft sich einen Vorsprung
Wie bei allen Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge gilt auch bei der Hormonersatztherapie: Ein früher Beginn ist wichtig – gerade bei der Prävention von Herzerkrankungen. Bei Frauen steigt hier das Risiko mit nachlassender Hormonproduktion signifikant an. Mittlerweile erleiden in Deutschland jedes Jahr mehr als 130.000 Frauen einen Herzinfarkt und mehr als die Hälfte überlebt den ersten Infarkt nicht. Diese Zahlen sprechen eine klare Sprache: Es lohnt sich unbedingt, sich frühzeitig über die persönlichen Risiken zu informieren. Nach umfassender Rücksprache mit Ihrem Präventionsarzt können Sie dann in Ruhe Ihre Entscheidung treffen.